Wie kann ich mit Diabetes leben?

Seit meinem dritten Lebensjahr bin ich an Diabetes erkrankt. Das bedeutete für mich und für meine Familie messen, spritzen und Kohlenhydrate zählen. Ich war damals noch zu klein um das alles wirklich richtig verstehen zu können, aber für meine Eltern hieß das Stress. Schließlich war es für uns alle eine völlig neue und zum Teil auch beängstigende Situation.

In den ersten Jahren standen meine Eltern immer voll und ganz hinter mir und haben mir geholfen, wo sie nur konnten. Doch irgendwann musste ich ja auch lernen, mit dieser Krankheit zu leben und musste anfangen, mir meine Spritzen selber zu geben.

Ich kann mich noch genau an den ersten Abend erinnern. Klar, ich war bis zu diesem Tag schon tausend Male gespritzt worden, aber mir die Nadel selber in das Bein zu hauen war doch etwas anderes. Nach einigen Versuchen hat es dann aber doch geklappt und es war gar nicht so schlimm wie ich dachte.

Nach nun mehr dreißig Jahren spritze ich immer noch und werde auch nicht auf eine Pumpe umsteigen. Mir macht es eben nichts mehr aus nach jedem Essen das Spritzbesteck heraus zu holen und das Insulin zu injektieren.

Heute macht es mir nichts mehr aus. Früher war das anders:

AnleitungSchwierigkeitsgrad: Einfach

Was man braucht:

  • Cola
  • Disziplin
  • Traubenzucker

1Wahrnehmung der Kinder

Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie schlecht ich mich gefühlt habe, wenn ich bei einem Kindergeburtstag eingeladen war und alle Kinder die Süßigkeiten gegessen haben und ich als einzige zugucken musste. Man war das gemein. Ich ging zu einem Kindergeburtstag mit einer kleinen Tüte, in der sich zwei Diätkekse befanden, die ich außerhalb der normalen Zeiten essen durfte.

Für ein Kind ist das alles sehr schwer zu verstehen und ich war manchmal auch richtig böse mit meinen Eltern, dass meine Schwestern Schokolade bekamen und ich eben nicht.

Heute verstehe ich das natürlich alles, aber als Kind fand ich das nur grausam und gemein.

2Die Regeln beachten

Die Zeiten, in denen ich darauf achten musste, was ich esse sind zum Glück heute vorbei. Klar, ich muss immer noch die Kohlenhydrate nachrechnen und danach die Insulinmenge berechnen, aber ich kann heute alles essen wie jeder gesunde Mensch auch.

Es gibt keine Verbote mehr, nur noch Regeln an die ich mich halten muss. Aber auch da habe ich mich dran gewöhnt und es ist gar nicht so schlimm.

Ich bleibe selbst im Restaurant ganz selbstverständlich am Tisch sitzen und spritze mir mein Insulin. Ich gehe nicht wie viele andere Diabetiker dafür aufs Klo. Wem es nicht passt, der soll eben wegschauen.

Natürlich habe ich auch in all den Jahren die Erfahrung mit Über - und Unterzucker gemacht. Das ist wirklich keine schöne Erfahrung. Unterzucker fühlt sich so an, als ob man viel zu viel Alkohol getrunken hätte und so benimmt man sich dann auch. Wenn einem dann nicht geholfen wird, kann es zu einem Schock mit Bewusstlosigkeit kommen, aus der man selber auch nicht wieder erwacht. In diesen Momenten sollte man dann froh sein, wenn man jemanden in der Nähe hat, der einem Cola oder Traubenzucker gibt oder in ganz schlimmen Fällen den Notarzt ruft.

3Disziplin

Wenn man sich an ein paar Regeln hält, kann man mit Diabetes sehr alt werden und das auch ganz ohne Folgeerkrankungen.

Ich bin stolz auf mich, dass ich jetzt schon über dreißig Jahre mit der Krankheit lebe und es mir gut geht. Ich bin gesund und meine Organe sind alle noch intakt.

Das klappt allerdings nur, wenn man auch ein bisschen diszipliniert ist und sich an seine Regeln hält.

Rechte für Hauptbild des Artikels: Photo von Melissa Wiese / CC BY