Wie sind unsere Beziehungen gestrickt?

Dies ist ein Versuch, ein Miniausschnitt der systemischen Sicht in einfacher Weise darzustellen, um sie im Alltag zu nutzen. Wenn der Artikel ankommt, werde ich weitere Texte veröffentlichen.

In diesem Artikel soll es darum gehen, Beziehungen in unserem Alltag besser zu verstehen und somit eine höhere Qualität und Zufriedenheit in diesen Beziehungen zu erlangen. Wenn wir einmal davon ausgehen, dass es keinen Sinn macht, Verhalten linear zu erklären – du hast das gemacht, deshalb habe ich das gemacht … – kommen wir von der Frage nach der Schuld weg und kommen zu der Frage „Wie ist die Situation beschaffen?“. Wir stellen fest, dass Verhalten immer im Kontext eines Geflechts von Beziehungen zu sehen ist. Beziehungen zu sich selbst, zu anderen Menschen und zur Umgebung. Persönliche Erfahrungen und Einstellungen sind dabei die Fahrzeuge in der Auseinandersetzung mit Alltagssituationen.

Hier nun ein Beispiel, aber wirklich nur ein einfaches für die Verquickung in einer Situation: Ein Kind hat seine Hausaufgaben nicht gemacht. Der Vater schimpft am Abend. Linear betrachtet: Keine Hausaufgaben, Vater schimpft. Was der Vater nicht weiß ist, dass die Mutter dem Sohn erlaubt hat, seine Hausaufgaben ausnahmsweise nach dem Abendbrot zu machen. Dies ist natürlich alles sehr einfach dargestellt, um den Artikel kurz zu halten. Wie kann ich jetzt die systemische Sichtweise für mich nutzen? Ich zeige ihnen eine einfache Methode, um überhaupt einen ersten Eindruck dieser Sichtweise zu erhalten. Dazu kann folgende Fragestellung hilfreich sein: Wo stehe ich in meiner Beziehung, meiner Familie oder meinem Team im Beruf?

AnleitungSchwierigkeitsgrad: Einfach

1Schritt

Nehmen sie sich ein DIN A4 Blatt und einen Stift.

2Schritt

Setzen sie sich entspannt an einen ruhigen Ort

3Schritt

Formulieren sie eine Frage, wie oben dargestellt, z.B., "Wo stehe ich in meinem Team im Beruf?" oder "Wie fühle ich mich in meinem Team?"

4Schritt

Nutzen sie das gesamte Blatt, zeichnen sie sich als erste Person irgendwo auf dieses Blatt, lassen sie sich von ihrem Bauchgefühl leiten. Nutzen sie folgende Symbole: Kreise für weibliche Personen und Dreiecke für männliche Personen. Kennzeichnen sie die Symbole mit den entsprechenden Vornamen. Fügen sie jetzt die anderen Personen, die zu ihrer Fragestellung passen auf ihrem Zettel hinzu. Denken sie genau darüber nach, ob noch eine Person fehlt. Die ist dann oft wichtig.

5Schritt

Schauen sie sich jetzt das Bild unter folgenden Kriterien und Fragestellungen an:

Wie ist der Abstand zu den anderen Personen?

Diese Frage berührt das Thema Nähe und Distanz. Bleibt mir die Luft weg? Sehne ich mich nach mehr Nähe?

Welche Gefühle entstehen in ihnen? Was denken sie?

Wo ist ihr Standort auf dem Zettel?

Diese Frage berührt das Thema Wertschätzung, Angst oder Außenseiterposition.

Fühlen sie sich im Alltag gesehen oder müssen sie kämpfen?

Welche eigenen Fragen entstehen?

Welche Gefühle und Gedanken kommen ihnen in den Sinn?

6Schritt

Dies sind natürlich nur erste Anstöße. Sollte bestimmte Themen belastende Gefühle in ihnen auslösen, sollten sie diese Übungen nicht allein machen. Es wäre dann hilfreich, die Übung mit einem Freund oder einer Freundin zu machen. Ich weise bewusst nicht auf die üblichen Hinweise auf professionelle Hilfen hin, weil ich denke, dass wir alle genügend Fähigkeiten in uns tragen, die eigene Entwicklung zu gestalten. Sind sie an dieser Übung interessiert, aber aufgrund meiner Ausführungen nicht weiter gekommen, dürfen sie mich unter folgender Email kontaktieren: [email protected]

Ich wünsche Ihnen diesen kindlich unbefangenen Forscherdrang!